Am Donnerstag, den 9. September 2017, sind wir auf Einladung der Direktion des Naturhistorischen Museums, zur Zeit von David Alder und Basil Thüring betreut, in der fantastischen Ausstellung der Insektenfotografien von Levon Biss gewesen und haben uns von den beiden entomologischen Museumsspezialisten und Konservatoren Eva Sprecher (speziell für die Sammlung Frey zuständig) und Matthias Borer (für alle anderen grossen Sammlungsbestände) über die in unglaublicher Detailtreue abgebildeten Insekten (nicht alle Käfer) informieren lassen. Levon Biss hatte seine Exemplare aus dem Naturhistorischen Museum der Universität Oxford, in der Basler Ausstellung sind auch Kästen mit vergleichbaren Originalen aus Basler Beständen und aus der Sammlung Frey ausgestellt. (Die neun verglasten Freyschen-Vitrinenschubladen machen gerade mal den 750. Teil der Sammlung von Georg Frey aus…)
Zu sehen sind Typen (Exemplare, anhand derer eine Art erstmals beschrieben worden ist – 20 000 davon sind in der Sammlung Frey), aber auch riesige gehörnte Käfer, oder Wüstenkäfer, die besonders lange Beine haben, damit sie beim Über-den-heissen-Sand- Rennen nicht so heiss bekommen.
An den Wänden aber prangen Laternenträger, Pilzkäfer, Laufkäfer und eine besonders schöne, grün glänzende Einzelbiene. Levon Biss hat sie in Tausenden von Einzelaufnahmen riesengross wieder zum Bild zusammengesetzt. Man gewöhnt sich hier ab, Käfer einfach gruusig zu finden.
Orientiert wurden wir auch über die Pläne für den Neubau, die eigentlich so weit wären, dass man sie dem Grossen Rat als Ratschlag vorlegen könnte. Doch derzeit sind alle Bremsen gezogen, ohne dass das Naturhistorische Museum da etwas dafür könnte. Man kann nur hoffen, dass sich die Lage bald klärt und man weiter machen kann. Den Umzug ins Sankt Johann wieder abblasen und auf dem Münsterhügel weiterzumachen, dafür scheint es nun wirklich zu spät zu sein. Oder man muss sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass das Naturhistorische Museum der Stadt Basel mehrere Jahre einfach zu bleibt und seine Aufgabe als Ort der Bildung und Brücke zur Natur(forschung) für Kinder, Jugendliche und Erwachsene für Jahre einstellen muss.
Geht es aber weiter, dann sollte man so ab 2022 oder so durch die Sammlungen schreiten oder rennen (Achtung Vibrationen!) dürfen und dabei auch einen Blick auf die Käfer werden können. Martin Hicklin, Präsident

Eva Sprecher erklärt Levon Biss‘ Tiere und erzählt aus dem Leben der Käfer

Bis ins feinste Detail abgebildet.

Rechts der gepunktete Pilzkäfer, der sich mit seinem eigenen „Blut“ überziehen und so unappetitlich machen kann.

Vor den Kästen aus der Sammlung Frey mit merkwürdigen Schildkäfern und anderen Besonderheiten. Eva Sprecher in action.

Prachtskäfer. Wenn Flugzeuge sich so färben würden… Leben in morschem und frischem Holz, werden oder wurden auch als Schmuck getragen.

Was eine rote Etikette trägt ist ein Typus, also das Exemplar, an dem die Art erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde.

Ein Schwarzkäfer mit lange Beinen. Lebt in der heissen Wüste und hat allen Grund, langbeinig zu sein. So lässt sich besser über glühenden Sand laufen. Sind Künstler im Wassermanagement.

Am Ende erklärt Basil Thüring, was man sich für den Neubau an der Entenweidstrasse ausgedacht hat. Und wohin die Käfer kommen würden, wenn man denn so weit käme. Hauptidee ist es, die Besucherinnen und Besucher mit den Kindern durch die Sammlungen zu führen. Neu würde man dann auch Käferschubladen erblicken und daneben Käferspezialisten am Werk sehen.

Nichts ist in Stein gemeisselt, aber Käfer als Herzstück, das hatten wir uns schon immer so vorgestellt… 😉 Aber keine Angst, das ist nur ein kleiner Ausschnitt und es hat noch Platz neben den Käfern.

Was hätte sich wohl Ratsherr und Pfarrerssohn Peter Merian (1795 bis 1885) gedacht? Am Ausgang zum Treppenhaus schaut er mit seinen eindrücklichen Koteletten ziemlich (staatsmännisch?) streng. Ohne ihn wäre vieles anders (oder gar nicht) gekommen. So engagiert war der Mann, dass er im Pensionsalter noch die Bibliothek des Hauses betreut hatte. Die heisst jetzt Rütimeyer-Bibliothek, nach dem von Meran berufenen Geologen, Paläontologen und – Pfarrerssohn Ludwig Rütimeyer. Nach dem Briefpartner von Charles Darwin ist eine Strasse und ein Platz in Basel benannt. Merian hat eine Brücke und mächtige – auch universitär genutzte Gebäude als Namensträger.