Alle Aufgaben erfüllt und zuversichtlich, was die Zukunft betrifft: Der Verein Käfer für Basel stellt nach fast 36 Jahren seit der Gründung seine Tätigkeit ein und löst sich auf. Dies wurde am 14. Februar 2023 an einer im Naturhistorischen Museum abgehaltenen Generalversammlung von den anwesenden Mitgliedern einstimmig beschlossen. Die zeitweise im Besitz des Vereins befindliche bedeutende Käfersammlung des bayrischen Lodenfabrikanten und Käferforschers Dr. h.c. Georg Frey, gehört heute dem Kanton Basel-Stadt und wird professionell betreut. Sie wird im neuen Museum im Sankt Johann sogar begangen werden können.
Das Restvermögen des Vereins wird der Basler Stiftung Pro Entomologia überschrieben. Sie fördert entomologische Anliegen und damit auch Käferforschung.
Mit dem Beschluss zur Auflösung des Vereins trat auch der Vorstand, bestehend aus Giovanni Bonavia (Präsident), Terry Inglese (Kasse), Jürgen Vogt (Aktuar), Armin Coray, Christoph Germann und Christoph Heuberger, zurück. Er hatte in den letzten Jahren noch einmal versucht, etwas für die Popularität der Käfer und der Sammlung Frey zu tun. Doch der Erfolg blieb bescheiden, die Pandemie kam dazu. So beschloss der Vorstand, den Mitgliedern die Auflösung des Vereins vorzuschlagen. Im Bewusstsein, viel erreicht zu haben.
Der Verein Käfer für Basel war 1987 von einer Schar interessierter Bürger und Bürgerinnen gegründet worden, um das Geld für den Erwerb der dem Basler Naturhistorischen Museum angebotenen riesigen Kollektion von über zwei Millionen Käfern des 1976 verstorbenen Sammlers Dr. h.c. Georg Frey zusammenzubringen. Diese grösste noch vollständig erhaltene private Käfer-Sammlung der Welt war damals dem Museum von der Witwe des Sammlers, Barbara Frey, für 2 300 000 DMark zum Kauf angeboten worden.
Die Begeisterung in der Basler Bevölkerung war gross und anhaltend. Geldsammeln und Mitgliederwerbung nahm allerdings ein rasches Ende, als die Zoologische Staatssammlung in München, die sich bereits als Erbin der in einem Privatmuseum in Tutzing aufbewahrten Käfer gesehen hatte, beantragte, die ganze Kollektion des Bayern Frey zu deutschem Kulturgut zu erklären. Damit war eine Ausfuhr vorerst blockiert.
Der Basler Verein, getragen von einer breiten Sympathiewelle aus der Bevölkerung, hatte nun plötzlich den Freistaat Bayern zum Gegner. Doch der Schachzug aus München erboste die über achtzigjährige Witwe des Sammlers derart, dass sie mit dem Verein nicht nur öffentlich einen dreissig Jahre, also weit über ihre Lebenserwartung hinaus gültigen Leihvertrag abschloss, sondern in einem auf ihren Wunsch geheim zu haltenden Erbvertrag die gesamte Kollektion samt umfangreicher Bibliothek vererbte und auf jedes Geld verzichtete.
Obwohl es am Anfang fast nur pessimistische Prognosen über den Ausgang eines Rechtsstreits zwischen ungleichen Gegnern gab, führte der Verein unbeirrt eine lange Reihe von Prozessen vor deutschen Gerichten. Am Ende war der Verein Käfer für Basel als rechtmässiger Erbe der nun allerdings als deutsches Kulturgut geltenden Käferkollektion anerkannt. Mit dem deutschen Kulturministerium wurde vereinbart, unter welchen Bedingungen eine Ausfuhr möglich würde. 1997 war es dann so weit, die Käfer trafen auf dem Basler Münsterhügel ein. (Eine ausführliche Geschichte kann man hier lesen.)
Der Verein hatte damit sein in den ersten Statuten formuliertes Ziel erreicht. Die ihm geschenkten Käfer hatte er in eine Stiftung eingebracht, die wiederum vertraute die Käfer dem Naturhistorischen Museum an. Im Stiftungsrat, in dem nun auch das deutsche Kulturministerium und die Familie Frey vertreten waren, blieb den Vertretern des Vereins die Aufgabe, für eine dauerhafte und ausreichende fachliche Betreuung, für die Inventarisierung, die Erschliessung der Bibliothek und andere Massnahmen einzutreten, die den Zugang zur abgeschlossenen Sammlung verbessern und ihren Erhalt garantieren.
Alle diese Fragen sind inzwischen in positivem Sinne geklärt. Der Kanton und das Museum haben erhebliche Mittel und Anstrengungen investiert, eine Kuratorenstelle ist dauerhaft eingerichtet, die Käfer sind im Spenglerpark schädlingssicher und zugänglich aufbewahrt. Die ebenfalls dort untergebrachte Bibliothek ist von den Fachleuten der Universitätsbibliothek katalogisiert und für alle erschlossen. Im neuen Museum im Sankt Johann soll man künftig als Besucherin oder Besucher die Sammlung sehen können.
Autor: Martin Hicklin
Wie Basel zur grössten privaten Käfersammlung der Welt von Konsul Dr. h.c. Georg Frey kam
Gewichtige Post aus Tutzing kommt im Herbst 1986 auf den Basler Münsterhügel. Mit einem auf eine Seite karierten Papiers handgeschriebenen Brief bietet Barbara „Babette“ Frey, 81, dem Basler Naturhistorischen Museum die Käfersammlung ihres 1976 verstorbenen Mannes, des bayrischen Lodenfabrikanten und Konsuls Dr. h.c. Georg Frey, mit geschätzten zwei bis drei Millionen wissenschaftlich bestimmten Käfern an. Der Preis: 2’300’000 damalige DMark. Die Offerte für die in 6’700 Vitrinenschubladen in einem eigenen Museum in Tutzing aufbewahrten Insekten, die auch an verschiedene andere Häuser gegangen ist, gilt für sechs Monate. Der Leiter der Entomologischen Abteilung des Museums, Michel Brancucci, geht mit dem einzigartigen Angebot auf die Suche nach Sponsoren. Mit vorerst bescheidenem Erfolg.
Juli 1987: Die Öffentlichkeit sieht erstmals die farbige Pracht der Käfer
Michel Brancucci wendet sich nun an die Medien. In der Basler Zeitung erscheint ein erster auffallend schwarzweiss mit grossen Bockkäfern illustrierter Bericht. Die langen schwarzen Antennen – so prächtig sie eigentlich sind – bestärken bei einigen Leserinnen und Lesern wohl vorhandene Distanz. Begeisterung sieht anders aus, wenig geschieht. Doch als am 1. Juli – die langen Sommerschulferien haben schon begonnen – in der Basler Zeitung erstmals an prominenter Stelle eine ganze Seite mit farbigen Bilder von Prachtskäfern und anderen bunten Kollegen erscheint, wird klar, was man mit der grössten erhaltenen Privatsammlung der Welt an Kostbarkeiten haben könnte. Die Öffentlichkeit beginnt sich schlagartig zu interessieren.
Juli 1987: Eine Bewegung formt sich und ein Verein wird gegründet
Von verschiedener Seite werden jetzt an Michel Brancucci Ideen getragen, wie man das Geld für den Erwerb der Sammlung aufbringen könnte. Etwa nach Basler Art durch Aktionen und ein grosses Fest. Die Gründung eines Vereins wird vorgeschlagen. Und bereits drei Wochen nach dem ersten Medienbericht ist es soweit. Am 21. Juli 1987 wird der Verein „Käfer für Basel“ gegründet. Sein Vorstand ist gross, weil sich bereits auf die zu planenden Aktivitäten hin Spezialisten engagieren. Präsident wird Michel Brancucci, als Leiter der Abteilung Entomologie am Basler Museum Garant für die wissenschaftliche Betreuung der Sammlung. Der Mitgliederbeitrag wird bewusst auf nur 10 Franken festgesetzt, es sollen viele mitmachen können.
Das Vizepräsidium übernimmt der Unternehmer Elio Tomasetti, erfahren in der perfekten Organisation grosser Stadtfeste und bald oft unterwegs in Käfer-Sachen. Die Funktion des Kassiers übernimmt der dem Naturhistorischen Museum schon über die Familie und die Museumskommission verbundene Bankier Alfred E. Sarasin. Der Direktor des Museums und weitere Mitglieder aus dem Museum, den Medien, dem Polizeidepartement machen mit. Der bekannte Basler Werber Roger Mayer entwirft ein Signet.
Die Gründung des Vereins wird mit einer Medienkonferenz bekannt gemacht. Michel Brancucci hat sich bei Barbara Frey einige Käferschubladen in Tutzing ausgeborgt und zeigt sie in den Vitrinen einer kleinen Ausstellung im Eingang des Naturhistorischen Museums an der Augustinergasse und in den Schaufenstern der Kreditanstalt (heute Credit Suisse) am Bankverein. Das Projekt wird greifbarer und bekommt öffentliches Profil.
19. August 1987: München legt sich quer
Die Nachricht, dass in Basel ein Verein die Bürgerinnen und Bürger mobilisieren will, um das Geld für den Erwerb der Sammlung des Münchner Lodenfabrikanten Georg Frey zusammenzubringen, wird auch von der deutschen Presseagentur (DPA) verbreitet. Aus den Radionachrichten erfährt der Direktor der Zoologischen Staatssammlung in München, Ernst Josef Fittkau (1927-2012) von der Gründung in Basel. Mit einer eigenen gut besetzten Insektenabteilung ausgestattet, hatte sein Münchner Museum bereits alles vorbereitet, um die Sammlung von Konsul Dr. h.c. Georg Frey in München einzulogieren. Denn bisher war man hier davon ausgegangen, dass irgendwann mal die Sammlung nach München vergeben wird oder bereits vergeben ist… Die Kollektion des bayrischen Entomologen gilt als die grösste noch ungeteilte Sammlung in privatem Besitz.
Kleiner Käfer 230 Millionen Jahre perfekt in Saurierkot erhalten
In einem kleinen Stück Saurierkot haben Forschende in Polen erstaunlich gut erhaltene Käfer gefunden, beziehungsweise durch bildgebende Verfahren sichtbar gemacht. Sie wurden Triamyxa coprolithica genannt und gehören offensichtlich zu einer ausgestorbenen Käferlinie, die heute keine lebenden Nachfahren mehr hat. Der Fund wurde am 30. Juni 2021 in der Zeitschrift „Current Biology“ beschrieben. Hier ist die Adresse. Das Video stammt von den Verfasserinnen und Verfassern.
![Zeichnerische Lebendrekonstruktion als Quadrupede mit Größenvergleich. Der Künstler ließ sich bei seiner Darstellung von der Hypothese inspirieren, dass eine Art Daunenkleid als Körperbedeckung (auf Englisch scherzhaft dinofuzz genannt) sehr früh in der Evolution der Dinosaurier erworben wurde.[3]](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/26/Silesaurus_opolensis.jpg/440px-Silesaurus_opolensis.jpg)
Seticotasteromimus brunomanseri

Christoph Germann, Entomologe am Naturhistorischen Museum Basel und Kurator der Käfersammlung Dr. h.c. Georg Frey, hat aufgrund seiner Forschungen auf den zu Indien zählenden Andamanen einen bisher unbekannten Rüsselkäfer aus dem von den Andamanen 2700 Kilometer entfernten Borneo bestimmen können und zu Ehren von Bruno Manser Seticotasteromimus brunomanseri (Bild) benannt. Hier die Mitteilung des Museums.
„Während rund 20 Jahren führte ein deutsches Forscherteam mehrere Projekte im Dschungel von Borneo durch, um mehr über das Ausmass der Insektenvielfalt im Kronendach des tropischen Regenwalds zu erfahren. Von den gesammelten Arten konnten über 80 Prozent nicht bestimmt werden, darunter auch bisher unbekannte Rüsselkäfer. Dem Entomologen Christoph Germann vom Naturhistorischen Museum Basel, Vorstandsmitglied des Vereins Käfer für Basel, ist es gelungen, diese zuzuordnen. Eine der neuen Rüsselkäfer-Arten hat er zu Ehren des bekannten Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten Bruno Manser Seticotasteromimus brunomanseri genannt.

Der Käferspezialist Christoph Germann (Bild) – Kurator der Sammlung Dr. h.c. Georg Frey am Museum – hatte 2013 eine neue Gattung von Rüsselkäfern beschrieben, die von der indischen Inselgruppe der Andamanen stammte. Einige der in Borneo gefundenen Tiere sahen diesem Seticotasteromimus jarawa sehr ähnlich, weshalb sie zur weiteren Bearbeitung und zur Ergänzung
der Sammlung ans Naturhistorische Museum Basel gesandt wurden. Tatsächlich konnte Christoph Germann beweisen, dass die Rüsselkäfer aus Borneo zur selben Art gehören, wie jene aus Indien. Die beiden Fundorte liegen 2’700 Kilometer auseinander und die Tatsache, dass diese bloss 2.5 Millimeter grossen Tiere eine solche Distanz zu überwinden vermochten, erstaunte selbst die Fachwelt.
Die neu entdeckte Rüsselkäfer-Art aus Borneo erhielt den Namen Seticotasteromimus brunomanseri. Damit ehrt Christoph Germann den Basler Bruno Manser, der sich in jener Region jahrelang für den Schutz des tropischen Regenwaldes und seiner Bewohnerinnen und Bewohner eingesetzt hatte und im Jahre 2000 dort verschollen ist.
Bruno Manser war dem Naturhistorischen Museum Basel eng verbunden. 1998 machte das Museum in der Sonderausstellung «Die Tagebücher des Bruno Manser» dessen Aufzeichnungen dem Publikum zugänglich. Am Eröffnungstag baute Bruno Manser mit Holz aus den Langen Erlen vor den Augen des staunenden Publikums eine Hütte nach Art der Penan. (siehe Bild).

In dieser Hütte hielt er über die kommenden Monate hinweg Erzählstunden für Kinder ab. Daneben schilderte er in Vorträgen für Erwachsene die Situation in Borneo und klärte über die Folgen der Abholzung des Regenwalds (Bild unten/Bruno Manser-Fonds) auf.“

Zeichnen heisst erkennen
Akribie, Hartnäckigkeit, Scharfsichtigkeit und vor allem eine Menge Geduld muss ein wissenschaftlicher Zeichner mitbringen, soll die Abbildung des Objekts alle Ansprüche befriedigen. Die sind hoch, wenn einer wie Armin Coray etwa einen Käfer unter das Mikroskop nimmt und Punkt für Punkt in einer Schwarzweiss-Zeichnung wieder auferstehen lässt. Wochen von Arbeit stecken am Ende in einem solchen Bild, das wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, will heissen, die Erscheinung eines Käfers bestimmter Art ein für alle Mal festhält. Dass dabei auch Zeichnungen von Details wie Fussgliedern, Flügelenden und Kopfpartien erstellt werden, erweitert das Bild.
Fasziniert hat eine exklusive Schar von Interessierten Armin Coray am Mittwochabend im Naturhistorischen Museum zugehört, wie er in grossem Bogen über die Darstellung von Insekten bis heute referierte und schliesslich auch Einblicke in seine eigene Arbeit gab. Coray gehört zu den besten seiner Gilde und den Ehrendoktor der Universität Basel beflügelt ein grosses Interesse für die Entomologie. Was nicht heisst, dass er nur Käfer ins Bild setzt. Auch Grasschrecken und Fliegen zaubert er auf Papier und selbst fossile, in Bernstein gefangene und bewährte Insekten befreit er zeichnerisch von ihrer goldschimmernden Hülle.
Coray hat als Dozent in Zürich sein Wissen weitergegeben und Prof. Niklaus Heeb, selbst bekannter wissenschaftlicher Zeichner und Dozent für Knowledge Visualization an der Zürcher Hochschule der Künste, bezeugt, dass er von Armin Coray viel gelernt habe.
Zeichnen heisst Erkennen. Den Satz könnte man sich glatt auch als Laie zum Motto machen und statt ewig mit dem Handy tausend Sehenswürdigkeiten für den Speicher zu fotografieren, mit weichem Stift auf dem Skizzenblock ein einzelnes Objekt in allen Details festhalten. Man muss ja nicht gleich ein Coray sein.
Insekten zeichnen mit Dr. h.c. Armin Coray
Vereinspräsident Giovanni Bonavia und Vorstand laden Mitglieder und Interessierte zu einem Vortrag von Vereinsmitglied und wissenschaftlichem Zeichner Dr. h.c. Armin Coray auf den Mittwoch 18. September, 19 Uhr, ins Naturhistorische Museum Basel ein.
Armin Coray, erfahren und bekannt als wissenschaftlicher Zeichner wird über Sinn und Zweck seiner Aufgabe berichten. Anschliessend besteht bei einem Apero Gelegenheit zu Austausch und Diskussion. Achtung: Die Türe des Museums bleibt bis 19 Uhr geöffnet.
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Basler Käferspezialist findet seit 120 Jahren verschollenen Käfer – in Bern

Christoph Germann, Käferforscher am Basler Naturhistorischen Museum und Mitglied im Vorstand des Vereins Käfer für Basel ist im Botanischen Garten Bern im Rahmen einer Artenzählung auf einen seit 120 Jahren verschollenen Blattkäfer gestossen. Das sprunghafte Tierchen sass im Heilkräutergarten auf einem Meerrettich. Das berichtet das Regionaljournal Bern. In der Sendung erzählt Christoph Germann, wie er dem Sechsbeiner begegnet ist und warum die Bestimmung beinahe in die Hose gegangen wäre.
Hier geht es zum Bericht und den Links zur Sendung. Und Christoph Germann erzählt hier von seinem Fund.
Die Resultate der grossen Artenzählung will der Berner Botanische Garten am 25. und 26. Mai der Öffentlichkeit an einem 24 Stunden-Thementag (von 18 Uhr bis 18 Uhr) zur Artenvielfalt des Gartens präsentieren.

Mit 11 800 000 Objekten rückt Basler Naturhistorisches Museum unter die ersten 50 von weltweit 7000

Das Basler Naturhistorische Museum hat seine Bestände nochmals Genauer analysiert und sieht sich nun mit schätzungsweise 11,8 Millionen Objekten (statt bisher acht) unter den ersten 50 jener 7000 Institutionen der Welt, die naturwissenschaftliche Kollektionen pflegen und bergen. Das teilt das Museum in einer Medienmitteilung mit.
Wir freuen uns, dass da auch die bedeutenden Insektensammlungen des Basler Museums zum hervorragenden Rang des Hauses im internationalen Vergleich beitragen. Nicht zuletzt dank der 1997 in Basel vom Verein Käfer für Basel ins Museum verbrachten unvergleichlichen Käfersammlung von Dr. Georg Frey mit zwischen zwei und drei Millionen sorgfältig dokumentierten Tieren. Die Bestände sind zusammen genommen so beeindruckend, dass in diesem Aspekt das Basler Museum – was Käfer betrifft – wohl weltweit schon in den ersten fünf Rängen einzuordnen ist.
Im geplanten Neubau im Sankt Johann werden sie – aus ihrem kühlen Exil in Münchenstein – ins Museum zurückkehren können und ab und zu auch der besuchenden Öffentlichkeit zugänglich werden. Vorausgesetzt das Basler Stimmvolk sagt – hoffentlich – Ja zum Projekt.
Bockkäfer. Foto Gregor Brändli
Ja zum Neubau des Naturhistorischen Museums

Auf der Tribüne haben wir die Debatte im Grossen Rat zum Neubau des Naturhistorischen Museums und des Staatsarchivs verfolgt. Am Ende hat das Parlament mit 71 Ja zugestimmt.

Merian V/XII: Der Walzenförmige Schleimpilzkäfer

Oft sind Käferfamilien unglaublich reich an verschiedenen Arten. Nicht aber die vergleichsweise winzige Familie der Sphindidae. „Nur“ 67 Arten hat die Familie und nur vier davon wurden in Europa angetroffen. Vielleicht weil niemand hingesehen hat oder wenn, sich mit Käfern nicht auskannte. Zwei davon kommen in der Region um Basel vor. Sphindus dubius frisst als Larve und ausgewachsenes Tier (als Imago) an den Fruchtkörpern des Hexenbutters oder der Gelben Lohblüte Fuligo septica (siehe folgendes Bild)

und anderen Schleimpilzen. In den Meriangärten fand man am GEO-Tag der Natur 2017 gleich zwei Mal den Hexenbutter. Scheinbar käferfrei. In einer Probe fand sich nur gerade ein einziger Moderkäfer der Art Enicmus rugosus

Bild UK Beetle Recording
. Die Probe wurde mitgenommen und schon im Juli zeigten sich weitere Exemplare. Dann erst tauchte auch der Sphidnus dubius in immer grösserer Zahl auf. Offenbar waren Eier oder Junglarven im Pilz bereits vorhanden gewesen. Am Ende waren es ganze 90 Schleimpilzkäfer, die sich im leuchtend gelben Pilz entwickelt hatten. Vielleicht aus Eiern, oder Junglarven.
Merian IV/XII: Der Rindenrüssler

Der Rindenrüssler aus der artenreichen Familie der Rüsselkäfer (Curculonidae), den man am GEO-Tag der Natur 2017 in den Meriangärten gefunden hat, ist in die ganze Welt verschleppt worden und kommt darum auch fast in allen Regionen der Schweiz vor. Dennoch begegnet man ihm selten, weil er eine bestimmte Qualität zersetzten Holzes für seine Larvenentwicklung braucht, wie der neu in der Entomologie des Basler Naturhistorischen Museums tätige und im Vorstand des Vereins Käfer für Basel gewählte Christoph Germann 2017 mit Elsa Obrecht in den Entomo Helvetica (10: 147-150) beschrieben hat. Die beiden untersuchten ein Massenauftreten des Rindenrüsslers an zerfallendem Holz eines Urweltmammutbaums Metasequia glyptostroboides. In den Meriangärten fand man ein Exemplar in zerfallendem Holz eines liegen gelassenen Blutbuchenstamms.
Oft treffe man ihn zusammen mit Weg- und Waldameisen an. Ob er nur die gleichen Nischen nutzt, oder von den Ameisen profitiert, weiss man nicht.
Quelle: Borer et. al. Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaften beider Basel, Vol. 18, 2018, S. 43-44
OOPS: Samen- statt Blattflohkäfer!
Die Käferkennerinnen und -kenner haben das natürlich sofort bemerkt: Was wir als Wegerich-Blattflohkäfer Longitarsus scutellaris als Merian III/XII abgebildet hatten war keiner, sondern natürlich ein Geissrauten-Samenkäfer Bruchidius imbricornis, der noch in der Warteschlange steht, um später hier aufzutauchen. Das Ganze ist jetzt auf kaeferfuerbasel.ch korrigiert, aber damit bei den kommenden Begegnungen in den Meriangärten keine Fehler passieren hier nochmals nun richtig: links der Wegerich-Blattflohkäfer, rechts der Geissrauten-Samenkäfer. Danke für die Hinweise.
Wegerich-Blattflohkäfer Geissrauten-Samenkäfer
MERIAN III/XII: Der Wegerich-Blattflohkäfer

Begabter Springer: Der Wegerich-Blattflohkäfer Longitarsus scutellaris (Skala 2mm). Foto Matthias Borer NHMB
Er gehört zu den auch bei uns zahlreich in über 200 Arten (!) lebenden Blattflohkäfern und hat ein gutes Springvermögen. Das hat ihm auch den Floh in den Namen gebracht. Könnten wir so hoch springen, kämen wir glatt vom Basler Münsterplatz auf die Spitze des Martinskirchturms. Der Wegerich-Blattflohkäfer Longitarsus scutellaris, der am GEO-Tag der Natur 2017 in den Meriangärten gefunden wurde, schätzt den Mittleren Wegerich Plantago media oder den Breitwegerich P. major als Lebensmittelpunkt. Die beiden Pflanzen wachsen, wie ihr Name andeutet, gern auf vielbegangenen Wegen. Der Käfer führt also ein ziemlich gefährliches Leben und kann seine Springfähigkeiten gebrauchen. Den Wegerich trifft man häufig an, seinen nach ihm benannten Blattflohkäfer aber nur selten. Für die Schweiz wurde er erst einmal sicher nachgewiesen (Hugentobler 1966).
Die Arten der Gattung Longitarsus seien sich aber sehr ähnlich und darum das Bestimmen schwierig. Meist müsse man dafür die Geschlechtsorgane präparieren, schreiben Borer et al. in den Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaften beider Basel (Vol 18/2018 S. 43), wo sie über ihre Funde berichten.
Tarsus heisst übrigens Fuss, scutellum ist lateinisch ein Schildchen.
MERIAN II/XII: Buntfarbener Putzläufer

Unter den Mitte Juni 2017 am GEO-Tag der Natur angetroffenen Käfern befand sich auch dieser schöne Laufkäfer aus der Familie der Carabidae. Der Anchomenus doralis ist in der Paläarktis (Nordafrika, Europa und Asien) häufig und kommt bei uns in tieferen Höhenlagen bis an die Hügelhänge vor. Der schlanke Körperbau und die Langen Beine zeichnen den schnellen Läufer aus. Den Putzläufer findet man gern an Acker- und Pionierpflanzen. Im Sommer sieht man ihn auf exponierten Grünlandflächen und Äckern. Den Getreidebauern und – bäuerinnen hilft er gegen Blattläuse. Dabei wechseln die Käfer nach reichem Mahle in Getreidefeldern so im Juli in die Krautsäume, Hecken und Gebüsche, wo sie auch überwintern. Will man also Blattlausfresser als Gehilfen haben, pflanzt man am besten naturnahe Flächen am Rand der Kulturen.
- Borer M. et al. Mitteilungen der Naurforschenden Gesellschaften beider Basel Vol 18/2018 Seiten 40/41
Merian I/XII: Die Eiförmige Grünrüsslerin

In den 24 Stunden, die am GEO-Tag der Natur 2017 für die Suche nach Käfern aufgewendet wurden und deren Ergebnisse schon hier beschrieben sind, wurde auch ein Eiförmiger Grünrüssler Eusomus ovulum gefunden. Der grün beschuppte Rüsselkäfer kann nicht fliegen und bewegt sich daher nicht weit. Er liebt heisse und trockene Habitate und frisst offenbar an verschiedenen Kräutern. Seine Larve kennt man (noch) nicht, wird im Bericht über die Käferexpedition beschrieben.
Eigentlich kann man gar nicht von Grünrüssler sprechen, sondern eher von Grünrüsslerin. Denn die Käfer-Art vermehrt sich bei uns nur durch Jungfernzeugung oder parthenogenetisch. Die Weibchen legen unbefruchtete, aber teilungsfähige Eier, aus denen nur Weibchen schlüpfen. Diese Fortpflanzungsstrategie ist bei Rüsslern, darunter besonders den Dickmaulrüsslern, nicht selten. Grünrüsslerinnen sind bisher eher wenig in der Schweiz angetroffen worden. Ausser in Basel gibt es nur noch gesicherte Fundstellen im Wallis und bei Genf. Fortsetzung folgt.