Am Samstag war Nationaler Tag der Naturhistorischen Sammlungen. Wir hatten eine Führung in den bombensicheren Kulturgüterkellern unter dem Hof des Naturhistorischen Museums. Leider waren die Käfer zu weit weg. Aber immerhin vor der Tür. Im Bild rechts Direktor Basil Thüring und Vorstandsmitglied Jürgen Vogt.
Galerien
Blick in sonst verborgene Schätze
Naturhistorische Museen sind lehrreiche Schaukästen zu naturgeschichtlichen Themen. Das ist das, was wir als Besucher sehen. Aber Ihr eigentliches Kapital, mit dem sie wuchern können, sind ihre zum Teil riesigen, einmaligen und unersetzlichen Sammlungen. Sie sind unverzichtbar für die Forschung und können immer wieder neu befragt werden. Auch in Zukunft. Ohne sie wäre ein Museum so gut wie tot.
Die Swiss Systematics Society, die Gesellschaft der Lebewesen einordnenden Wissenschaffenden, hat einen Tag der Naturhistorischen Sammlungen ausgerufen. Kommenden Samstag, dem 17. November, sind Sammlungen von 13 Uhr bis 17 Uhr auch Thema in Basels Naturhistorischem Museum.
Gezeigt wird ein Teil dessen, was in sieben unterirdischen Stockwerken auf dem Münsterhügel aufbewahrt wird. (Die Käfer sind allerdings in den Spenglerpark in Münchenstein ausgelagert und nicht Teil des Tages.) Aber um 14 Uhr wird Seraina Klopfstein, Kuratorin der Insektensammlungen des Museums, auftreten.
Im geplanten neuen Museum sollen die Sammlungen übrigens für Besucherinnen und Besucher sichtbarer werden.
Hier das ganze übrige Programm.
Neu im Vorstand: Christoph Germann
Am Donnerstag, dem 8. November 2018, hat in Anwesenheit des gesamten Vorstands die Generalversammlung 2018 des Vereins Käfer für Basel stattgefunden und neu den Kurator der Käfersammlung Georg Frey – Christoph Germann – in den Vorstand gewählt.
Er ist Spezialist für Rüsselkäfer und hat schon einiges forschend geleistet, wie man hier sieht. Die Mitglieder werden über die übrigen Geschäfte per Protokoll orientiert.
Prachtskerl Tiger Beetle
Zur Feier des Tages noch ein Video aus Japan mit der Cicindela japonica, einem Sandlaufkäfer und rekordschnellen Läufer. Er wird auch Tiger Beetle genannt. Cicindela heisst übrigens Glühwurm… Interessant auch die Startmanöver der Tiere.
Auf das Video bin ich dank Marc Limat vom Museum.BL per Facebook gestossen. Merci 🙂
Museum in Flammen
So sieht es aus, wenn ein Museum mit Millionen Sammlungsstücken in Flammen aufgeht: Ein Bild des Schreckens.
In der Nacht auf Montag, den 3. September 2018, ist das Nationalmuseum Brasiliens in Rio de Janeiro vollständig abgebrannt. Das Entsetzen ist gross, der Schaden unermesslich und vor allem – nicht zu ersetzen. Brasilien ist eines wichtigen Teils seines Kulturerbes beraubt. Angeblich sind Millionen Stücke zerstört. Naturobjekte, darunter wohl auch Käfer, aber auch anthropologische und ethnologische Stücke sind für immer verbrannt. Was allenfalls gerettet werden konnte, wird sich zeigen. Bereits hat auf Twitter eine Sammlung von digitalen Aufnahmen der Museumsstücke begonnen.
Wie immer nach einem solchen Brand realisiert man (und auch wir haben ein Stück Erbe verloren) vor den Aschenhaufen, was alles für immer verschwunden ist. Das Beipiel zeigt, wie wichtig es ist, in jeder Beziehung zu den Kulturgütern – und dazu gehören auch Natursammlungen – Sorge zu tragen und sie zu pflegen. Man hat sie nur einmal und es sind noch viele Generationen – hoffentlich – die vom Fleiss und der Sorgfalt ihrer Vorgänger und Vorgängerinnen profitieren.
Gilt nicht nur für unersetzliche Käfersammlungen, versteht sich. Aber auch.
Und so hat es in Rio vorher ausgesehen:
Rüsselkäfer in Trümmern
So sieht ein Rüsselkäfer aus, wenn er zu Boden fällt. Natürlich nur sein Modell. Die Scherben sind keine. Wie im folgenden Video gezeigt wird, kann man in einem Tomogramm eines Käfers alle seine Bestandteile darstellen und einfärben. Wie es das deutsche NOVA-Programm jetzt mit vielen Insekten tut. Zweitausend solche Modelle aus Schnittbildern sollen es bis 2019 werden. Nova ist die Abkürzung für „Netzwerk für synergistische Visualisierung von Tomografiedaten“. So können wir vielleicht uns einen Käfer drucken…
Hier erklärt Michael Heethoff in einem Interview mit Olaf Zimmermann von „Welt der Physik“, worum es geht. (Von hier haben wir auch die Bilder…)
Neuer Termin GV: 8. November 2018
Die ursprünglich auf den 20. September festgelegte Generalversammlung ist neu auf den 8. November verschoben worden. Dafür soll der 8. November ein richtig attraktiver Anlass werden, verspricht der Vorstand. Ein entsprechendes Schreiben ist an die Mitglieder versandt worden.
Käfersammlung Georg Frey wird noch baslerischer
Es ist soweit. Gestern Dienstag, am 14. Mai 2018, sind die Käfer der Sammlung Georg Frey definitiv Basler Käfer geworden. Die Münchner Käfer – bisher als Dauerleihgabe im Museum – sind in Basler Besitz übergegangen. Die Regierung des Kantons Basel-Stadt hat den alten Verpflichtungen, zum Beispiel für den Unterhalt und die Pflege sowie wissenschaftliche Betreuung der Sammlung zu sorgen oder sorgen zu lassen, neu zugestimmt. (Hier die Medienmitteilung des Museums.)
Die über zwei Millionen Käfer des Sammlers Dr. h.c. Georg Frey waren 1987 von der Witwe des Sammlers dem Museum für 2300 000 D-Mark angeboten worden. Um dieses Geld zusammenzubringen (oder es zumindest zu versuchen) wurde ein Verein Käfer für Basel gegründet, dessen Präsident der damalige Leiter der Entomologie am Museum, Michel Brancucci, wurde. Weil aber der Freistaat Bayern, um die Käfer am Entweichen zu hindern, sie kurzerhand zu deutschem Kulturgut erklären liess, waren Verkauf und Ausfuhr vorerst praktisch verunmöglicht.
Im Nachhinein war der strategische Zug des Freistaats Bayern und des deutschen Staates ein Glücksfall. Denn die Witwe ärgerte sich so sehr, dass sie dem Verein die Sammlung schliesslich in einem Erbvertrag vermachte. Als sie verstarb, fiel die Sammlung an den Verein. Nachdem Gerichte in allen Instanzen bestätigt hatten, dass die Witwe das Recht gehabt hatte, die Käfer zu vererben, konnte die Sammlung 1997 nach Basel ans Museum gebracht werden. Der Verein Käfer für Basel sah sich am Ziel.
Weil der deutsche Staat nicht mit einem Verein verhandeln mag, wurde eine Stiftung gegründet, die nun vom Verein die Käfer übertragen erhielt, um sie dann dem Museum mit Zustimmung des Kantons als Dauerleihgabe zu übergeben. Die Stiftung wurde noch vom Verein mit 5000 Franken Stiftungskapital ausgestattet. Der Stiftungsrat begleitete die Arbeiten an der Sammlung. Vertreten waren neben dem Museum auch die Familie und das deutsche Kulturministerium sowie der Verein. Die deutsche Seite hatte für eine nur ausnahmsweise erteilte definitive Ausfuhrbewilligung verschiedene Forderungen gestellt, etwa dass die Sammlung inventarisiert wird. Heute sind alle Forderungen der deutschen Seite erfüllt. Auch die wertvolle Bibliothek ist inzwischen von der Universitätsbibliothek katalogisiert. Die Käfer sind im gekühlten Depot im Spenglerpark mit anderen Insekten und Teilen der zoologischen Sammlung aufbewahrt.

Barbara Frey unterzeichnet Erbvertrag mit dem Verein Käfer für Basel.
Das Kapital der Stiftung wurde in den Jahren nachher durch die exorbitanten Prüfungs- und Publikationskosten aufgefressen. Wegen Mangel an Kapital wurde die Stiftung liquidiert und die eben abgesegnete Lösung getroffen. Dass der Kanton die ohnehin in seinem Museum aufbewahrten Käfer übernimmt und die alten Verpflichtungen neu besiegelt. Auch die deutsche Seite und die Familie Frey waren mit dieser Lösung einverstanden.
Der Verein Käfer für Basel ist gegenwärtig energisch daran, sich dem bereits 1997 gesetzten neuen Ziel zu widmen und das allgemeine Wissen um Käfer und Insekten zu mehren und arbeitet an entsprechenden Programmen. Neue Mitglieder mit Ideen sind sehr willkommen.
Martin Hicklin, alt Präsident des Vereins

Matthias Borer, Käferexperte und Leiter der Biowissenschaften im Museum zeigt in Münchenstein Käferschätze aus der Sammlung Frey.
Eine Broschüre über die Sammlung Frey und den Sinn und Zweck solcher Sammlungen lässt sich hier herunterladen.
Käfergötti und -gotten
Leuchtkäfern auf der Spur: Vortrag mit Hans Niederhauser am 31. Mai in Hölstein
Das Video stammt von der Website des MuseumBL.
Am Donnerstag, dem 31. Mai, ab 19 Uhr 30 erzählt Hans Niederhauser – Fotograf und Naturforschender aus Lausen – in der Bürgerstube der Mehrzweckhalle Hölstein unter dem Titel
Leuchtkäfer(Glühwürmli): Sie fliegen und kriechen und sind verschieden
über das Leben dieser bewundernswert ausgerüsteten Käfer, die man unglücklicherweise auch Würmchen nennt. Hans Niederhauser ist ihnen auf der Spur und kann sagen, wo man sie – im Wilden Baselbiet – an warmen Abenden beim Blinken antreffen und beobachten kann.
Der Unkostenbeitrag beträgt 10 Franken.
Königin unter Käfern
Eine interessante Geschichte hat Spektrum der Wissenschaft zu bieten. Lars Fischer schreibt über eine Publikation in „Nature Ecology & Evolution“, in der unter anderem vom Weibchen des australischen Ambrosiakäfers Austroplatypus incompertus erzählt wird, das zur Königin eines Käferstaats in einem Eukalyptus-Baum werden kann und das Privileg der Fortpflanzung besitzt, während andere Staatsmitglieder mal einfach für das Wohl des grossen Ganzen und der Chefin arbeiten (müssen). Die soll immerhin vierzig Jahre alt werden. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Western University machen sich aber auch Gedanken über die Rolle von Sex, Monogamie und Evolution. Spannend.
Das Bild stammt aus einer Arbeit zu Larvenstadien von Austroplatypus incompertus. Links a und b sind Weibchen, rechts c und d, Männchen gezeichnet. Das Beispiel zeigt, wie ausführlich und sorgfältig eine wissenschaftliche Käferbeschreibung aussieht (englisch).
Warum Käfer die wichtigsten Lebewesen auf der Erde sind…
…begründet Richard Jones auf seinem „Environment Blog“ In „The Guardian“. Ein lesenswertes Stück – leider halt auf Englisch. Der Link ist hier. Illustriert ist der Beitrag unter anderem mit dem Bild eines Regenbogen-Blattkäfers ,den es in Grossbritannien nur an einem Ort geben soll:
Wissensspeicher im Sankt Johann: Ratschlag für Museumsneubau
Museumsgeschäfte bewegen sich in Basel wieder. Jetzt legt der baselstädtische Regierungsrat dem Grossen Rat einen Ratschlag für den Neubau des Naturhistorischen Museums und des Staatsarchivs beim Bahnhof Sankt Johann vor. Für den Neubau sowie für damit zusammenhängende Folgekosten beantragt der Regierungsrat dem Grossen Rat, Ausgaben von insgesamt 214 Mio. Franken zu bewilligen. Das Museum soll (mit dem Staatsarchiv) als „Wissensspeicher“ im Sankt Johann neue Akzente setzen. Aber auch umgehen helfen, dass das Naturhistorische Museum mit seinen Sammlungen, darunter der Käfrsammlung Frey für Jahre in Depots oder Provisorien umziehen muss.
In der Medienmitteilung heisst es: „Das Naturhistorische Museum Basel und das Staatsarchiv Basel-Stadt sind zwei bedeutende Basler Kulturinstitutionen mit überregionaler Ausstrahlung. Beide Institutionen sind in diversen Liegenschaften untergebracht, die aus konservatorischer Sicht ungenügend und teilweise hochgradig sanierungsbedürftig sind. Deshalb benötigen sie aus betrieblichen und strukturellen Gründen neue Räumlichkeiten.“
Prekäre Verhältnisse
Die baulichen und betrieblichen Bedingungen, unter welchen das Naturhistorische Museum im 1848 von Melchior Berri erbauten ersten Basler Museumsgebäude und den umliegenden Altstadtliegenschaften seinen kulturpolitischen Auftrag erfüllen muss, seien seit Jahren prekär. Die seit 2010 durchgeführten dringlichsten Sanierungsmassnahmen hätten zu einem dauerhaften Verlust von Ausstellungsflächen geführt. Wegen der unumgänglichen Gesamtsanierung müsste das Museum während drei bis fünf Jahren den öffentlichen Betrieb einstellen und die Sammlungen in Provisorien deponieren, sollte das Museum keinen Neubau beziehen können.
Das Naturhistorische Museum Basel werde im Neubau noch stärker als publikumsfreundliche, nutzerorientierte und bis hinein in den Sammlungsbereich öffentliche Institution erlebbar sein. Neben den Dauer- und Sonderausstellungen leistet dafür die Präsentation von Teilen der naturwissenschaftlichen Sammlungen künftig einen wesentlichen Beitrag.
Für die Besuchenden wird das Museum dadurch als offener Wissensspeicher zugänglich. „Der Neubau bietet dem Staatsarchiv genügend Magazinraum für eine zentrale und geschützte Aufbewahrung aller Archivalien und Raumreserven für rund 30 Jahre ab Bezug. Diebetrieblichen Arbeitsabläufe können im Neubau zweckmässig wahrgenommen werden. Den Benutzenden stehen angepasste Arbeitsräume und Informationsangebote im analogen wie digitalen Format zur Verfügung. Gemeinsam werden künftig diverse öffentliche und interne Flächen genutzt. Die grosszügige Eingangshalle lädt die Besucherinnen und Besucher ein, im Museumscafé, in der Lounge oder im Picknickbereich zu verweilen. Auditorium, Veranstaltungsräume, Sitzungszimmer, Werkstätten und Infrastrukturbereiche für Anlieferung und Reinigung werden zum Teil gemeinsam betrieben, zum Teil gegenseitig mitgenutzt.“
Wenn alles wie geplant läuft, werde „das Naturhistorische Museum Basel als neues öffentliches Kulturgebäude ab 2024/25 neue Impulse im aufstrebenden Stadtquartier St. Johann setzen.“
Ganzer Text hier.
Die Kröte und der unbekömmliche Käfer
Bombardierkäfer wie der asiatische Pheropsophus jessoenis Morowitz können sich nicht nur im Freien gegen Belästigung wehren, indem sie heisse Chemikalien zusammenschiessen und explodieren lassen. (Wie das funktioniert, haben wir hier schon mal berichtet.) Die chemische Keule hilft den auch, einem Krötenmagen zu entkommen. Shinji Sugiura und Takuja Sato hatten an der Kobe University in Japan untersucht, was denn geschieht, wenn so eine schön gezeichnete Bufo japonicus oder eine Bufo torrenticula einem solchen Käfer begegnet. Die Kröten griffen schnell zu und verschlangen die Beute, und schauten dann wieder in die Welt als sei nichts geschehen. Aber nach einer Stunde oder mehr scheint bei der Kröte nicht mehr alles im Lot zu sein. Das Tier beginnt zu würgen und auf einen Schlag wird der Käfer wieder ausgespuckt. Der Kröte sind man den Ekel richtig an.
Wissenschaft muss sein. Darum erfahren wir, dass – wie wir auch vermutet hätten – grosse Käfer häufiger und nach kürzerer Zeit wieder zum Vorschein kommen als kleine, und kleine Kröten ihre chemisch heisse Beute rascher wieder ausspuckten als grosse. Allerdings kam in 57 Prozent der Fälle der Käfer nicht mehr zum Vorschein… In allen anderen Fällen waren die Käfer auch nach maximal 107 Minuten im Bauch der Kröten noch gut beweglich und am Leben, hatten dann allerdings einiges zu tun, sich von den Verdauungssäften des Amphibiums wieder zu befreien. Man sieht, ein bisschen Chemie für die Notwehr kann nicht schaden. Die Arbeit wurde in den Biology Letters der Royal Society publiziert (DOI 10.1098/rsbl.2017.0647)
Und so sieht es in Slow Motion aus, wenn ein Bombardier gestört wird und mal tüchtg hinten raus feuert. Link zum Video, ebenfalls aus Japan. Hier der Link:
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