Am 24. Juni sind rund 30 Mitglieder des Vereins Käfer für Basel und zugewandte Orte zu einem Besuch im externen Lager des Naturhistorischen Museums und bei der Sammlung Frey gewesen. Ein schöner Erfolg. Es gab viel zu sehen. Im August und September gibt es nochmals vier Möglichkeiten – für die gesamte Öffentlichkeit.
Martin Hicklin
Im Spenglerpark, gleich neben dem Schaulager, sind unsere (Frey’schen) Käfer, Insekten des Museums und präparierte Säuger eingelagert. Dort haben wir uns von Eva Sprecher, Kuratorin der Sammlung, Matthias Borer, ebenfalls Entomologe und Kurator der Sammlung des Museums und Isabel Zürcher, die Sammlungsverantwortliche generell, empfangen und in einer interessanten Tour über allerlei Aspekte des systematischen Umgangs mit Käfern, die Bedeutung der Sammlung als einzigartiges Zeugnis einer Diversität, Referenzmassstab und Herausforderung informiert. Wir haben den Stand der entomologischen Erforschung von Laos geschildert bekommen, wo zwei Expeditionen, noch von Michel Brancucci organisiert, Basel reiches Sammlungsgut beschert haben. Aus den Töpfen und Behältern steigen zahlreiche unbekannte Arten aus diesem entomologisch nahezu unerforschten und lange unzugänglichen Land Südostasiens, in dem heute die Bedingungen rasch ändern. Nur allzu oft nicht zugunsten der sechsbeinigen Natur.
Matthias Borer hat gezeigt, wie Sammlungstiere eindeutig etikettiert und eingeordnet werden, wozu es ziemlich viel Erfahrung und Sachverstand braucht. Manchmal muss man den bei Forschenden am andern Ende der Welt holen. Gut, wenn man ihn hier hat und halten kann.
Mit rund sieben oder mehr Millionen eingeordneten Tieren ist Basel einer der weltweit bedeutendsten Knoten für die Wissenschaft der systematischen Käfer- und entomologischen Forschung allgemein und ist weltweit führend, oder könnte es sein. Vorausgesetzt man kümmert sich darum.
In der Kühle der Sammlung selbst, 12 Grad, hat Eva Sprecher wunderbare Nashorn- und Goliathkäfer gezeigt; letztere wie aus dunkler Schokolade, weiss gepudert und die wir deshalb Stephan Schiesser zu süsser Nachahmung empfehlen wollen. Wir haben Prachtskäfer und Bockkäfer, Kurzflügler und asiatische Einwanderer unter den Marienkäfern gesehen. Tausende von Schubladen sind in den Regalen, jeder Käfer, so klein er auch sein mag, hat seine drei Etikettchen. Ausführlich aber winzigst beschriftet.
Isabel Zürcher, die Samlungsverantwortliche, unter deren Obhut auch noch die bedeutende Ameisensammlung und anderes steht (für das unser Museum berühmt ist oder sein müsste), zeigte, wie der Austausch mit andern Wissenschafterinnen und Wissenschaftern läuft. Käfer werden in hübsche Kistchen verpackt und schön gepolstert an Spezialisten verschickt, die sich besonders gut mit bestimmten Gattungen auskennen. Klar, dass genau Buch geführt werden muss. Eben steht eine Sendung nach den USA verschlussbereit. Ein Lieferschein und die Geschäftsbedingungen gehen mit. Es sei erstaunlich, wie zuverlässig alles wieder zurückkomme, sagt Isabel Zürcher. Allerdings kriegt auch nicht jeder und jede Käfer aus Basel.
Am Ende sind wir noch zu Speis und Trank zusammen gesessen.
Wer andere auch an diesem Erlebnis der Sammlungsführung teilnehmen lassen will: Es sind Ende August und im September insgesamt vier Führungen geballt angeboten. Jeweils mit einem kleinen Vortrag um ein spezielles Thema. Das wiederum ändert sich jedes Mal. Man könnte also gut vier Mal hingehen….

Eines von mehreren Regalen mit der Bibliothek von Georg Frey, die zahlreiche wertvolle Bände enthält und von der Unibibliothek bereits erfasst ist. Die Nähe zu den Käfern mache Sinn. Sie war vorher am NLU-Institut in der Sankt Johannsvorstadt. Dort aber verlässt mit dem emeritierten Professor Peter Nagel auch die Entomologie das Haus.

Zum Versand bereit. Die verlangten Exemplare werden verschickt. Rote Zettelchen markieren, dass es sich um Exemplare handelt, anhand derer die Art beschrieben wurde (Typen). Das Museum profitiert vom Sachverstand der Adressaten. Manchmal kann man gegenseitig die Sammlungen ergänzen. Das Käfertauschen ist wissenschaftlicher Brauch und zieht sich über die ganze Welt – wie die Käfer selbst im richtigen Leben.

In Laos gesammelt: Bestimmte und ihrer Gattung und Art zugewiesene Käfer aus Laos warten darauf, eingeordnet zu werden.

Die Arbeit ist noch lange nicht fertig. Um die 400 000 Tiere sind bei den Expeditionen angetroffen worden. Laos kennt langsam, was es hat (oder hatte). Doch die Sache kostet auch Geld. Wenn auch viel Arbeit in Tschechien (bei Fachleuten, aber für weniger Geld) geleistet wird. Es geht nicht um Millionen, sondern nur um einige Tausender….

Die kunstvolle und kostbare Nachbarschaft: Das Schaulager mit seiner derzeit besonders oft besuchten Ausstellung der Bilder aus dem im Umbau befindlichen Kunstmuseum und der Emanuel Hoffmann-Stiftung. Man darf gar nicht daran denken, welche Werte da hängen.